Was tut man, wenn man vor lauter Stress vergisst, einem sehr guten Freund zum Geburtstag zu gratulieren? Man entschuldigt sich in Demut, streut Asche auf sein Haupt und bittet um Vergebung.
Zur Buße zieht man sich dann in seine Werkstatt zurück und beginnt sogleich mit dem Bau einer Gitarre zu seinem 40. Geburtstag im darauffolgenden Jahr. Nun, bei jedem von mir vergessenen Ereignis kann ich natürlich keine Gitarre bauen, aber in diesem Fall war mir das ein außerordentliches Vergnügen. Also fragte ich meinen Freund, in welcher Farbe bzw. Material etc. die Gitarre sein soll. Dass es eine Strat werden soll, habe ich entschieden. Baudokumentation habe ich natürlich keine mehr gemacht, da es von einer Stratocaster bereits eine auf meiner Homepage gibt. Die Farbgebung des Korpus war gar nicht so einfach. Der gebeizte Body sah anstatt orange eher rosa aus. Nachdem ich dann aber den Klarlack aufgetragen hatte, kam der Orange-Farbton wieder zum Vorschein. Das wiederholte sich bei jedem Schleifgang aufs Neue. Das der Hals übrigens auch in Orange–Burst ist, ist eine rein optische Sache. Der Ahorn schlug sich derart mit dem Body, dass ich mich kurzerhand dazu entschloss, den Hals dem Korpus anzugleichen. Das zur Verwendung gekommene Schlagbrett enthält die Farbtöne der Lackierung und verleiht, wie ich finde, der Gitarre das nötige Etwas. Ich meine, was die Optik angeht, ist das Teil vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber klanglich ist es eine echte Strat.
Zur Verwendung kamen ein Eschekorpus, ein Ahornhals und ein Ebenholz-Griffbrett ohne Einlagen. Für mich waren der Farbton und das Schlagbrett schon Blickfang genug. Da entfaltet ein optisch stilles und ruhig gehaltenes Griffbrett eine gewisse Eleganz.
Wie alle meine hier bereits gezeigten Gitarren, erhielt auch dieses Modell speziell von mir angefertigte Tonabnehmer.
Steg Pu: 8500 Windungen CW 6,2 kOhm
Mittel Pu: 8200 Wicklungen CCW 6,0 kOhm
Hals Pu: 8000 Wicklungen 5,8 kOhm.
Als Draht kam ein AWG 042. zum Einsatz. In dieser Kombination liefert die Gitarre einen astreinen Strat-Sound und ist vor allem im Clean-Bereich sehr klar und kräftig. Die Schaltung und Klangregelung sind dieses Mal mit einem Volume und zwei Tonreglern in der Standardausführung gehalten. Der Grund ist das es eine Strat ist, wie der Standard es verlangt. Die Bespielbarkeit ist außerordentlich komfortabel und bedurfte dieses Mal kaum der Nacharbeit. Das Bundieren geht mittlerweile bei meinen Gitarren so sauber, dass ein Abrichten im Grunde nicht mehr nötig wäre. Um bei Bedarf aber auch eine möglichst tiefe Saitenlage zu ermöglichen, justiere ich den Hals wie gewohnt auf dem Neck-Jigg und verfeinere das Ergebnis noch. Nach über zwanzig Instrumenten, die ich in den letzten drei Jahren gebaut habe, bekommt man schön langsam das richtige Gefühl für die einzelnen Parts, die man für eine Gitarre anfertigen muss. Trotzdem ist immer noch Platz zur Steigerung, denn man muss seine eigenen Vorgaben immer wieder erst erfüllen. So lernt man eben nie aus.
Der Klang dieses Instrumentes ist im unverstärkten Zustand erst einmal recht voll und mit einem sehr guten Oberton-Spektrum.
Wenn dann das Kabel das Instrument, mit dem Verstärker vereint, wird die Sache schön fett. Je nach zur Verwendung kommendem Verstärkertyp, entlockt man dem Teil einen satten AC/DC-Sound, den man so nicht erwarten würde. Das Sustain ist gut ausgewogen, und alles in allem finde ich, trotz der etwas eigenwilligen Farbgebung, das Instrument sehr gelungen. Der Koffer von der Firma Gator ist von mir noch ein bisschen veredelt worden. Die Verpackung gehört nun einmal zum Gesamtbild dazu, und so ist es mir ein Bedürfnis mit kleinen Details die Stimmigkeit und Exklusivität zu erhöhen.
Wie auf den Bilder zu sehen ist, hat das Case ein sogenanntes “Leichentuch“ erhalten. Mein besonderer Dank geht an Werner Huber von Xtreme Druck, er hat dafür gesorgt, dass mein Logo auf den Samt seinen Platz bekommt. Und nicht zu vergessen meine Frau, die das Ganze wieder in den Koffer genäht hat. Die Passgenauigkeit des Koffers ist hervorragend und jeden Euro wert. Da fliegt und rutscht nichts mehr wenn der Deckel erst einmal zu ist. Und wenn man dann noch eine Hand voll echter Freunde hat, ist für die Verstärkung natürlich auch gleich gesorgt. Die Strat wird mit einem Vox Nighttrain an das Geburtstagskind übergeben und kann so auch gleich ganz ordentlich angetestet werden. Wenn man bedenkt, dass der neue Besitzer eigentlich nie eine Strat wollte (er ist überzeugter Paulaner), stehen die Chancen nicht schlecht ihn zu bekehren. Und wenn nicht, dann gibt’s zum 50. Geburtstag halt eine Linus Les Paul!
Update 8.7.2011 Nach der Übergabe erhielt die Gitarre ihrem eigentlichen Namen vom neuen Besitzer. Das der auf ''Foxy'' lautet, dürfte nicht zur Verwunderung führen. Foxy Lady war dann auch die 1. Nummer die mit dieser Gitarre gespielt wurde. Jimi Hendrix und die Strat-Modelle sind eben eng miteinander verbunden.