Nun ist meine dritte Gitarre fertig. Und die gehört jetzt ausnahmsweise mal mir. Eine Baudokumentation gibt es immer noch nicht da ich auch zu diesem Zeitpunkt noch keine Homepage hatte. Dafür gibt es aber eine Geschichte dazu.
Dieses Mal wollte ich was Anderes ausprobieren und daher habe mich blauäugig an eine Tele herangemacht. Als Vorbild diente mir die erste Limited Edition aus dem Custom Shop von Fender. Ihre genaue Bezeichnung lautet: The 40th Anniversary Telecaster, aus dem Jahre 1989 mit der Seriennummer 221 von 300. Gesehen habe ich sie im „totally guitar“, das ich von einem Freund bekommen habe. Um es vorweg zu nehmen: Es hat sich aufwändiger gestaltet, als ich angenommen hatte. Ich dachte, was soll nach einer Paula schon kommen? Aber das war falsch gedacht. (Zum Schluss gibt es noch einen kleinen Pannenbericht, damit wir auch was zum Schmunzeln haben.)
Es fing schon mal beim Hals an, den ich einteilig ohne Griffbrett haben wollte. Bei den beiden anderen Gitarren konnte ich den Halsstab einfach von oben einfräsen und dann kam das Griffbrett drauf. Hier musste ich von hinten eine Abdeckung einpassen, und wie man sehen kann, habe ich diese auch gleich noch mit einem weiteren Streifen belegt. Der Grundstreifen ist aus Makassar und in der Mitte wieder Ahorn. Um nicht über die Bundstäbe zu lackieren, musste zuerst das Finish auf dem Griffbrett gemacht werden und dann erst konnte ich die Bünde einsetzen und abrichten. Natürlich mit ausgesprochener Sorgfalt, damit der Ahorn nicht verschmutzt wurde. Beim Schleifen des Radius für das Griffbrett und auch beim Halsprofil machte der harte Riegel Probleme. Es entstanden Adern, die aufwändig nachgearbeitet werden mussten. Den Body habe ich aus Esche gemacht und mit einem 5 mm-Riegelahorn belegt. Dann gab es noch ein weißes Binding und hinten ein Shaping. Die Ahorndecke habe ich dann dunkel gebeizt und wieder abgeschliffen, damit der Riegel stärker zum Vorschein kommt. (Auf das bin ich durch einen Fehler, den ich gemacht hatte, gekommen.) Die Grundierung ist wieder aus Polyesterlack und das Burst ist eingefärbter Klarlack. Die Elektronik entspricht einer original Fender Tele und die Pickups habe ich bewusst etwas stärker ausfallen lassen als beim Original. Das dafür verwendete Material ist in der Beschreibung oben angeführt. Die Neckplatte dient neben der Befestigung des Halses auch noch für die Seriennummer, den Namen und mein Logo. (Warum alle meine Gitarren den Namen Linus tragen, werde ich bei der nächsten Gitarre, die ich hier vorstellen werde, genauer erklären.) Sound klingt nach Tele und sie hat auch den so genannten Twang. Seit etwa sieben Wochen ist sie spielbereit und wird von mir verhätschelt und gepflegt. Aber das ist wohl wie bei den eigenen Kindern. Meines ist das klügste, das beste, das schönste, das... Wo die Liebe eben hinfällt. In einigen Wochen gibt es dann die kleine Tele für meinen Sohn zu sehen. Sie wird demnächst von mir mitbundiert und am Body reift der Lack dahin und wartet auf den nächsten Schliff. Gäääääääähn. Und um diese Wartezeit zu überbrücken, plane ich bereits das nächste Projekt. Ich bin schon mal gespannt, was für Überraschungen da wieder auf mich zukommen.
Und natürlich noch der versprochene Pannenbericht: Den Hals habe ich zwei Mal gemacht, weil ich beim ersten die Halsstababdeckung so verleimt habe, dass der Trussrod gleich mal mit verklebt war und sich ums Verrecken nicht mehr einstellen ließ. Das war dann wohl zu viel Leim. Okay, dann macht man halt noch einen Hals. Jetzt weiß man ja, wie es geht, und außerdem heißt es, Übung macht den Meister. Diesen „Ast“ wollte ich aber etwas schneller fertig haben und so habe ich die Abdeckung nur mit einem einfachen Nussstreifen gemacht. Das machte mich aber nicht glücklich, denn der erste Hals sah viel besser aus. Beim Aufziehen der Saiten, um das noch rohe Instrument schon mal zu intonieren, bemerkte ich, wie der Halsstab den Nussstreifen leicht herausdrückte. Dieses Mal war es zu wenig Leim. Um nicht schon wieder einen kompletten Hals zu machen, baute ich eine Rampe und fräste den Streifen wieder heraus. In diesem Zuge nahm ich mir die Zeit und machte wieder eine Makassar- und Ahorn-Intarsie. Welch glückliche Fügung. Und weil es gerade so gut lief, musste der erste Hals gleich auch noch herhalten. Jetzt habe ich einen auf Reserve und wieder was gelernt. Für einen Autodidakten ist das aber keine Überraschung, sondern der Alltag. Wie auch immer. Es ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Update 9.4.2009
Gestern hatte ich die Möglichkeit, mehrere alte Gitarren zu besichtigen und zu spielen. Und wenn ich „alt“ sage, dann meine ich richtig alt! Ich war so was von geklopft, dass ich gar nicht mehr alle aufzählen kann. Es waren auf jeden Fall drei original Lang-Gitarren, eine Roger Rossmeisel, Gibson-Gitarren aus den 50ern, Epiphone aus den 50ern. Jazzgitarren ohne Ende und natürlich nicht zu vergessen: einige Fender Stratocaster und vor allem aber zwei Telecaster Baujahr 1963!!! Eine hatte ein Bigsby Tremolo und die andere hatte die Saiten traditionell durch den Korpus geführt. Der eigentliche Grund für diesen Einblick ins Paradies war der Wunsch, meine Eigenbau-Tele mal im direkten Vergleich zu testen. Nachdem ich sie ja als gut beschrieben hatte, was Verarbeitung und Sound anging, wollte ich es jetzt aber ganz genau wissen und nahm das Angebot, die Teile mal zu vergleichen, an. Nachdem ich die Originale über einen Fender Röhrenamp aus den 50ern gespielt hatte (es waren noch zwei andere Verstärker im Einsatz um auf Nummer sicher zu gehen), wurde mir schon etwas anders und ich bekam langsam klapprige Knie, als ich meine Tele auspackte, bei der selbst die Pickups von mir gewickelt worden waren. Und die beiden Old Ladys, die ich gerade in der Hand hatte, waren hervorragend, was den Sound angeht. Ich mache es kurz. Ich stand bereits nach dem ersten Ton wieder fest am Boden. Der Sound meiner SÜSSEN war einfach bezaubernd und konnte absolut mithalten. (Und das über alle 22 Bünde!) Übrigens nicht nur meine eigene Meinung, sondern auch die der anwesenden Zuhörer. Diese Erfahrung ermutigt mich, auch in Zukunft meine Gitarren und die dazu gehörenden Pickups in Eigenregie zu erstellen. An diesem Nachmittag war mir ein Streifzug durch die Geschichte der E-Gitarren gegönnt, wie ich es wohl nie zu träumen gewagt hätte. An dieser Stelle ein herzliches Danke an Peter Kofler. Wenn ich meine Familie einmal davon ausnehme, liebe ich nichts mehr als Gitarren auf dieser Welt.